Ein Plädoyer für Beziehungen ohne Vorurteile
- stefaniehacker
- 7. Okt.
- 2 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 9. Okt.
Zwischen Sehnsucht und Schuld
Sie liegt nachts wach. Neben einem Menschen, den sie liebt. Und denkt an den anderen, der sie lebendig macht.
Nicht, weil sie skrupellos wäre, sondern weil etwas in ihr aufgewacht ist, das sich nicht mehr kleinhalten lässt.
Viele Frauen, die ich begleite, stehen genau hier: in einem Spannungsfeld zwischen Loyalität und Sehnsucht, zwischen Verantwortung und dem Bedürfnis, wieder echt zu sein.
Es ist kein Ort für schnelle Urteile. Es ist ein Ort, an dem innere Wahrheit nach Raum sucht. Oft leise, manchmal schmerzhaft, aber immer ehrlich.
Was wirklich passiert, wenn eine Frau „ausbricht“
Von aussen sieht es nach einem Regelbruch aus. Nach Verrat. Nach „falsch“.
Doch im Inneren beginnt oft etwas ganz anderes: ein Prozess des Erwachens. Etwas stimmt nicht mehr, nicht in der Beziehung, nicht in ihr selbst. Das alte Gefüge hält nicht mehr.
Und so entsteht ein Dazwischen: zwischen „Ich will bleiben“ und „Ich halte das so nicht mehr aus“. Dieses Dazwischen ist kein moralischer Fehltritt, es ist ein Entwicklungsraum.
Viele Frauen verurteilen sich selbst dafür, dass sie überhaupt dort hineingeraten sind. Doch wer sich je in einer solchen Zerrissenheit befunden hat, weiß da ist kein Kalkül, da ist Überforderung, Liebe, Sehnsucht, Angst und ein tiefes Bedürfnis, sich selbst wiederzufinden.
Warum Schuldgefühle kein Beweis für Versagen sind
Schuldgefühle entstehen nicht, weil du falsch bist. Sie entstehen, weil du fühlst, weil dir etwas wirklich wichtig ist.
Schuld zeigt, dass du Bewusstsein hast, dass du Verantwortung spürst, auch wenn du noch nicht weißt, wie du sie tragen kannst.
In meiner Arbeit erlebe ich immer wieder, wie sich Schuld verwandelt, sobald sie nicht mehr bekämpft, sondern gefühlt werden darf. Sie verliert ihre Schärfe und wird zu etwas Tieferem: zu Mitgefühl, mit sich selbst und mit allen, die Teil dieser Geschichte sind.
Wenn Liebe nicht mehr in ein Schema passt
Wir sind es gewohnt, Beziehungen in klare Kategorien zu sortieren: Treue oder Verrat. Richtig oder falsch. Bleiben oder gehen.
Aber das Leben ist kein Gerichtssaal, es ist ein Prozess und Liebe ist kein Vertrag, sie ist ein lebendiges System, das sich verändert, wenn Menschen sich verändern.
Wer jemals in sich gespürt hat, dass zwei Wahrheiten gleichzeitig existieren können, weiss, wie beengend moralische Schubladen sind. Man kann Verantwortung tragen und trotzdem Sehnsucht empfinden. Man kann lieben und gleichzeitig verloren sein.
Der Weg zu innerer Freiheit
Der Wendepunkt entsteht dort, wo das Urteil weicht im Innen wie im Außen.
Wenn du aufhörst, dich selbst zu verurteilen, öffnet sich ein Raum, in dem du wieder fühlen kannst, was wirklich wahr ist.
Nicht, was du „solltest“, nicht, was andere erwarten. Sondern was in deinem Körper, in deinem Herzen, in deiner Wahrheit lebendig ist.
Diese Klarheit ist keine Entscheidung gegen jemanden. Sie ist eine Entscheidung für dich. Für Ehrlichkeit, für Ruhe, für Integrität.
Ein leiser Gedanke zum Schluss
Vielleicht geht es in Beziehungen gar nicht darum, wer Recht hat. Sondern darum, den Mut zu finden, die eigene Wahrheit wirklich zu fühlen.
Wie würde es sich anfühlen, wenn du deine Wahrheit nicht länger bekämpfen, sondern einfach annehmen würdest, so wie sie jetzt ist?




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