«Man muss sich den Menschen auch mal zumuten können.»
Diesen Satz sagte meine Gesangslehrerin zu mir, als ich mich nicht traute, laut zu singen.
Ich hatte Angst, falsch zu sein, zu laut, zu viel, zu echt.
Heute weiss ich, wie recht sie hatte.
Sich selbst zumuten zu können, mit allen Gefühlen, Zweifeln und Widersprüchen,
ist der Anfang von Freiheit.


Wen ich begleite
Ich arbeite mit Frauen, die in einer Affäre feststecken.
Die versuchen, allen gerecht zu werden: dem Partner, dem Geliebten, den Kindern, der Arbeit.
Nur nicht sich selbst.
Aussen stark, innerlich müde.
Tagsüber gefangen im Funktionieren.
Ich kenne diese Zerrissenheit.
Ich weiss, wie es ist, wenn der Verstand um Kontrolle ringt
und wie leise der Mut sein kann, der den ersten ehrlichen Schritt wagt.
Ouessant – mein Ort der Klarheit
Ein Ort, der mich tief berührt, ist Ouessant, eine kleine Insel vor der bretonischen Küste.
Manchmal tobt dort der Wind, das Meer peitscht gegen die Felsen, alles ist in Bewegung.
An anderen Tagen liegt die See still, fast zärtlich. Beides gehört dazu.
Auf Ouessant steht der hellste Leuchtturm Europas, der Créac’h.
Sein Licht reicht weit hinaus in den Atlantik, stärker als jedes andere.
Er trotzt Wind, Regen und Dunkelheit.
Er kämpft nicht gegen die Wellen.
Er bleibt.
Und leuchtet.
So verstehe ich meine Arbeit.
Ich bin kein Coach, der antreibt.
Ich bin Therapeutin. Ich halte den Raum.
Ich bleibe, wenn es stürmisch wird.
Und ich leuchte, damit du deinen Weg siehst.

Was in meiner Begleitung geschieht
In unseren Gesprächen geht es nicht darum, richtig zu handeln,
sondern echt zu werden.
Zu spüren, was da ist.
Einen Satz auszusprechen, der lange im Hals steckte.
Das feine Zittern auszuhalten, bis Ruhe einkehrt.
Und dann zu merken:
Es braucht keine fertige Lösung,
nur den nächsten kleinen Schritt.
«Ich gestalte meine Lebenszeit nach meinen Bedürfnissen.
Und wenn ich mich verliere, weiss ich, wo ich dich finde.»
Klientin
Meine Klientinnen sagen oft, dass sie danach klarer sind:
geerdeter, leichter, sicherer.
Manchmal arbeiten wir im Gespräch, manchmal über den Körper, mit Atmung, Akupressur oder einfachen Übungen, die dich zurück in deine Mitte bringen.
Es geht nie um Leistung, immer um Verbindung.

Meine Haltung
Veränderung ist wie das Gehen im Nebel.
Du siehst nie den ganzen Weg, nur den nächsten Schritt.
Ich kenne das Gelände.
Ich gehe mit dir.
Manchmal einen Schritt voraus,
zeige dir, wo es sicher ist,
und bleibe, bis du selbst siehst, wohin du willst.
Und wenn der Nebel sich lichtet,
stehst du bei dir.
Ruhig. Klar. Aufrecht.



